M.a.D. #29: Wo viel Licht ist, ist starker Schatten

3. November 2022

Meinung am Donnerstag

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen. Wenn ich zuletzt einige Donnerstage Ruhe gegeben habe, darf man das keinesfalls mit Müßiggang verwechseln. Auf unterschiedliche Art und Weise war ich auf der Suche nach Antworten auf offene Fragen zu verschiedenen Themen. Goethes Götz von Berlichingen hatte mit seinem Zitat (nein, nicht das bekannte!), das ich mir für den Titel ausgeborgt habe, schon recht.

Als ich dieses Frühjahr mit dem Team vom INVO.report ins Gespräch kam, war der Plan, eine höchstpersönliche Meinung zu unterschiedlichen Themen jeweils am Donnerstag zu veröffentlichen. Der Auftakt war dann ein irritierendes Corona-Erlebnis im Supermarkt, mit einem eher peinlichen Argumentationsnotstand einer Mitbürgerin, der mit einer überhasteten Flucht endete – und das, ohne sich „mit freundlichen Grüßen“ zu verabschieden. Es war nicht so gedacht, aber mit der Zeit haben sich immer mehr Kolumnen mit den nicht gerade knappen Auffälligkeiten der Ortspolitik beschäftigt.

„Klare Worte, lange Freundschaft“

… Dieses Motto meines ersten Chefs habe ich verinnerlicht – leider, muss ich manchmal gestehen, denn damit kann man schon mal richtig anecken; privat, beruflich oder eben als ehrenamtlicher Kolumnenschreiber. Meine unverblümt und direkt formulierten Ansichten standen daher mitunter gerne in der Kritik der Angesprochenen. Gut so. Denn das Ziel ist, unterschiedliche Sichtweisen auszudiskutieren, Missverständnisse auszuräumen und Fakten zu verstehen. Und genau das scheint in Vorchdorf gerne einmal ein Problem zu sein.

Leider tummeln sich meine Kritiker oftmals in Social-Media-Plattformen. Wobei, welch Ehre, sogar in einer Parteizeitung wurde ausführlich über mein Profilbild, Haarfarbe und Form der Brille berichtet. Dafür gab es aber leider viel zu selten schlüssige Argumente zum Inhaltlichen. Ich dagegen suche stets das persönliche Gespräch, regelmäßig spreche ich diesbezügliche Einladungen aus – leider oftmals umsonst. So lassen sich Fragen aber nicht beantworten. Dieses Schweigen bedeutet für mich allerdings nicht, es gut sein zu lassen. Vielmehr motiviert es mich zum konsequenten Nachfragen. Diese Konsequenz scheint man nicht gewohnt zu sein, sie wird sogar als lästig empfunden. Mit einer grundsätzlich negativen Sichtweise, die mir auch schon unterstellt wurde, hat das aber ebenso nichts zu tun! Dinge zu hinterfragen bedeutet doch nicht, dass man Böses im Schilde führt! Ist Konsequenz und Hartnäckigkeit denn wirklich so ein Problem?

Hände falten, Goschn halten

Ein alter, aber legendärer Spruch, mit dem u. a. ein ehemaliger Spitzenpolitiker die Forderung nach einer offeneren Gesprächskultur in seiner Partei beantwortete. Die Rückmeldungen unserer Leserschaft belegen ebenfalls, dass es gerne mehr Transparenz im Ort sein darf. Der Anspruch war (und ist es nach wie vor!), das Interesse der Vorchdorfer an Themen, die uns alle betreffen, zu steigern und Veränderungen oder im besten Fall sogar Verbesserungen anzustoßen. Geht es nach den Zugriffszahlen und dem Feedback, so scheint ersteres schon recht gut gelungen.

Aber wie sieht es denn mit Veränderungen aus? Wir harren nach wie vor auf Antworten zu konstruktiv gestellten Fragen. „Kann mir wer INKOBA erklären?“ war der Titel an einem Donnerstag vor über 6 Monaten. Seither rennen wir bei diesem Thema, von einigen wenigen Ausnahmen (ein Dankeschön nach Kirchham) abgesehen, gegen eine Mauer des Schweigens. Das ranghöchste Verbandsmitglied Vorchdorfs hat uns über Wochen hingehalten, um dann lapidar festzustellen, mit uns „keine Informationen mehr zu teilen“. An höchste Funktionäre im Gemeindeverband gerichtete Gesprächseinladungen wurden bis dato nicht beantwortet. Einen detaillierten Fragenkatalog haben wir dem Verband wunschgemäß übermittelt, zugesagte Termine für konkrete Antworten sind aber längst verstrichen. Weiterhin Schatten also an dieser Front. „Es ist wie es ist“ lässt man uns wissen.

Gute Recherche wird damit schwierig, setzt sie doch ein Mindestmaß an Auskunftsbereitschaft voraus. Was mit dem Mauern bezweckt werden soll, ist unklar, denn das Interesse an einem vollständigen Verständnis rund um INKOBA beschäftigt die Vorchdorfer*innen immer mehr! Die Reaktion des Verbandes mit einer Presse-Kampagne, einem Info-Abend für zumindest einen Teil der Einwohner und einer exklusiv in Vorchdorf verschickten Hochglanz-Broschüre belegen aber, dass unsere Hartnäckigkeit Wirkung zeigt.

Wir sind uns quasi selbst überlassen und werden unseren INKOBA-Fragenkatalog daher in Form mehrerer Artikel abarbeiten. Jeder möge sich dann selbst ein Bild machen und sich fragen, warum Gespräche so offensichtlich verweigert werden.

Im Wirtschaftsleben sind verlässliche Rückmeldungen so etwas wie eine Grundvoraussetzung, von Geschäftspartnern ernstgenommen zu werden. Im Privatleben ist es eine Frage der Höflichkeit, Einladungen zu beantworten. In der Politik, so zumindest meine Erkenntnis aus den letzten 8 Monaten, gibt es diesbezüglich anscheinend ein anderes Verständnis.

Selbst wenn man keine Antwort hat, so ist es ein Zeichen des Respekts, dies kundzutun. Noch bedauerlicher ist aber, dass man unser kritisches Hinterfragen bestimmter Themen neuerdings schon als Vorwand für eine generelle Gesprächsverweigerung bei anderen Gelegenheiten verwendet. So unlängst geschehen im Zuge einer Gesprächseinladung, um über Zukunftsthemen in Vorchdorf zu berichten. Wie gerne hätte ich des Bürgermeisters Wunsch nach einem Tipptopp-Bericht mit positiven News erfüllt! Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, ich will es einfach nicht glauben, dass man in Vorchdorf nur mit unkritischen Geistern redet.

Es werde Licht!

Unsere Frage an den Bürgermeister, warum der INVO.report im Gegensatz zu einem anderen Dorfmedium nicht auf der Website der Gemeinde zu finden sei, wurde zwar nicht beantwortet und der gewünschte Link auch nicht eingerichtet. Die Entscheidung wurde in der Form getroffen (und auch bereits umgesetzt), dass es gar keine Medien-Verlinkungen mehr gibt. Eine Entscheidung, die in dieser Form durchaus akzeptabel ist.

Außerdem sehr positiv ist das gemeinsame Verständnis mit Bürgermeister Mitterlehner, wie zukünftig unsere dringlichsten Fragen an ihn als Ortschef gestellt und dann in einem Gespräch beantwortet werden. Gut Ding braucht auch hier Weile, aber eine sehr erfreuliche Entwicklung für eine geregelte Kommunikation, die ihren Ausgang im Interview im Mai nahm.

Und so ist also ein Monat ins Land gezogen. Mit einigen Konstanten, aber auch mit positiven Entwicklungen. Wie war das nochmals mit der Politik und dem Bohren von besonders harten Brettern?

Einen schönen Donnerstag
wünscht Alfred E. Neumann

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