1. November 2022
Das Problem ist nicht neu. Aber es hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Postzustellung ist teilweise praktisch zusammengebrochen. Es gibt Ortsteile, die über eine volle Woche kein Postauto mehr gesehen haben. Sendungen landen im Müll. Verantwortlich sind aber nicht die Zusteller:innen, sondern das Unternehmen.
Update 3.11.2022: Mit einer interessanten Zusatzinformation hat die Kronenzeitung heute reagiert: Die Post hat eine Stellungnahme abgegeben, die zwar aber nur eine Mutmaßung ist („wir gehen davon aus, dass …“) und auch nicht erklärt, wo dann sonst die nicht zugestellten Zeitungen von einer Woche gblieben sind.
Kronenzeitung, Tips, Oö. Nachrichten, Rundschau … teils randvoll sind vier große Container mit entsorgten Zeitungen der laufenden Woche in der Zustellbasis Pettenbach-Gewerbestraße, wo auch sämtliche Post für Vorchdorf abgeholt wird. Hier geht es nicht „nur“ um Zeitungen, für die zumindest teilweise ordentliche Abogebühren bezahlt wurden – und was nutzt eine Zeitung von letzter Woche?
Es geht auch darum, dass Betriebe und Organisationen viel Geld dafür bezahlt haben, um ihre gedruckte Werbung unter die Leute zu bringen. Die wiederum hätten – nebst ihrer ganzen übrigen Post – angesichts explodierender Preise gerne z. B. die aktuellen Aktionsangebote der Supermärkte in die Hand bekommen. Auch der INVO.report ist direkt geschädigt: Mit einer durchaus kostspieligen Beilage in den Tips Gmunden für das gesamte Gemeindegebiet (spendenfinanziert!) sollten vergangene Woche neue Leser:innen in Vorchdorf gewonnen werden. Dieser Zettel vergammelt nun ebenfalls im Container.
205 Mio. Euro Gewinn – und nicht genug Personal?
Die Situation ist nicht neu, weder in Vorchdorf, noch bundesweit – siehe unseren Bericht und die Reaktion der Post AG darauf vom Juni 2021 – und inzwischen kann auch die Coronapandemie nicht mehr als Entschuldigung herhalten. Jedenfalls sollten schon damals neue Stellen für die Pettenbacher Zustellbasis ausgeschrieben werden. Anscheinend sind aber die Arbeitsbedingungen so unattraktiv, dass sich nicht ausreichend Kräfte finden, vor allem aber keine, die bleiben und mit wachsender Erfahrung auch etwas Qualität in die Zustellung bringen könnten.
Dafür hat das Unternehmen Post AG im vergangenen Jahr ein Ergebnis von über 200 Mio. Euro eingefahren. Dabei sind Pakete, Briefe und Werbepost – genau das, was nicht funktioniert – die Zugpferde beim Ertrag. Der Gewinn geht jedoch zum weitaus größeren Teil an die Aktionäre. Die Post ist aber nicht irgendeine Aktiengesellschaft, sondern rechtlich zu bestimmten Leistungen im Universaldienst und zur Einhaltung entsprechender Qualitätskriterien verpflichtet. Zustände wie die hier geschilderten liegen wohl kaum im Rahmen dieser Kriterien.
Es ist daher damit zu rechnen, dass die Regulierungsbehörde (RTR) tätig wird und auch die betroffenen Medienhäuser sowie werbetreibenden Unternehmen nicht untätig zusehen werden. Dass die Empfänger:innen der ausgebliebenen Sendungen, die vermeintlichen Post“kunden“, mit Beschwerden etwas bewirken, ist erfahrungsgemäß kaum der Fall – jedenfalls ist der Unmut in der Bevölkerung allgemein bekannt, ebenso wie die Tatsache, dass er bislang nichts Spürbares bewirkt hat.
Dass mittlerweile sogar die Krone das Thema aufgreift, das spricht schon für sich, wie sehr offenbar der Hut brennt.
Mein Appell an das Management steht weiter: Geht raus, helft einmal „am Feld“ aus, das bringt oft sehr wertvolle Inputs und hilft jedenfalls bei der „Zustelltreue“. Dann wird man hoffentlich einen anderen Blickwinkel auf die Arbeit der „ins Feld hinausfahrenden“ Mitarbeiter bekommen, und diese nicht mehr herumschieben, wie Figuren auf dem Schachbrett, sondern um mehr Konstanz bemüht sein.
Mich nervt die unendliche Menge an Post, die immer wieder hereinkommt. Entweder man will keine Werbung (dann kommt eben gar keine, wie gewünscht) oder eben schon, dann kommt aber alles möglich, 2kg Papier mit Norma, Maximarkt, Merkur, Zgonc, dicke Blätter von Möbelhäusern, vieles in Wels, was geschätzte 90 bis 99% sowieso ungelesen wegwerfen.
Es gibt leider nicht die Möglichkeit, denen das so zu mitteilen: nur Werbung vom eigen Ort zu erhalten ohne Werbung aus anderen Gemeinden, keine Tips, keine Feuerwehr/rot kreuzzeitung, Bezirksrundschau, Extrablick und den anderen Kasblättern.
Dachte es wurde in den 80er Jahren von papierloser (zumindest weniger) Zukunft, nein es ist nicht einmal gleichgeblieben, die Werbung hat sich gefühlt, vom Gewicht her verdoppelt oder verdreifacht im Vergleich zu vor 30, 40 Jahren Ist ja ein Ärgernis, fast Nötigung. Dann denk ich mir, sie sollen ihr Klump behalten. Die Werbungspreise werden natürlich auf die Produkte aufgeschlagen.
Leider hat die Qualität der Zustellung der Post die letzten Jahre bereits sehr stark nachgelassen. Wobei ich hier die Mitarbeiter jedenfalls in Schutz nehmen möchte. Zum Teil sind die Gebiete, die durch einzelne Zusteller:innen bedient werden müssen, so dermaßen groß, dass Haushalte „von Haus aus“ nur alle zwei Tage angefahren werden.
Hier wäre es einmal interessant, das Management rauszuschicken, damit diese einmal die Arbeit machen. Dann würde man Mitarbeiter nicht mehr wie „Schachfiguren“ behandeln und einmal da und einmal dort hinschicken, sonderen vielleicht, wie in der Vergangenheit, in die gleichen Gebiete.