11. Juni 2021
Massive staatliche Förderungen, auch für Gemeinden, sollen die durch Corona gebeutelte Wirtschaft und den Arbeitsmarkt unterstützen. Dazu zählen auch Infrastrukturmaßnahmen wie der Radwegebau. Teils erst kürzlich neu aufgelegt, würden die Maßnahmen auch Vorchdorf nahezu kostendeckende Zuschüsse bescheren. Allein, die Gemeinde rührt sich nicht.
„Bis zu 100 Prozent der Kosten zum Bau eines neuen Radwegs werden aktuell vom Bund übernommen. Die zuständige Lokalpolitik muss nur noch zugreifen. Es gibt keine Ausreden mehr!“ meinte letzte Woche in einem Facebook-Beitrag Grünen-Nationalrat und Klimasprecher Lukas Hammer. Möglich wird der hohe Förderanteil durch die geschickte Kombination mehrerer Maßnahmen, von der besonders ländliche Gemeinden profitieren – wenn Sie denn Radwege wollen und die entsprechenden Anträge rechtzeitig stellen.
Um Hunderttausende Euro geht es hier. Denn jeder Meter Radweg kostet rund 125 Euro, ohne Besonderheiten wie Unterführungen. Eine halbe Million wäre da schon bei unter 5 km neuer Radwege zu lukrieren. Zum Vergleich: Für dieselbe Strecke Bundesstraße braucht es 40-mal so viel.
Handlungsbedarf – eher gestern schon!
Und Vorchdorf? Abgesehen vom Projekt Radstern bzw. einigen Begleitmaßnahmen dazu ist aus keiner Unterlage des Gemeinderats ersichtlich, dass Vorhaben zur Errichtung neuer Radwege angeschoben worden wären. Da brennt allerdings der Hut, denn so etwas ist meist nicht von heute auf morgen baureif geplant (z. B. einschließlich Grundstücksverhandlungen!) und budgetiert, und viel mehr als ein halbes Jahr bleibt der Gemeinde kaum zur Antragstellung.
„Aktuell wird und wurde im Bau- und Straßenausschuss das Rad- und Gehwegenetz in den Sitzungen laufend thematisiert und dort, wo möglich, Akzente und Planungen angesetzt“, heißt es von der Gemeinde wenig konkret. Dass sich schon zeitlich hier noch etwas ausgeht, ist mehr als fraglich. Nicht nur die ärgerlicherweise entgangenen Förderungen ständen auf dem Spiel, würde Vorchdorf jetzt nicht schnell handeln. Örtlich, aber auch über den Tellerrand hinaus betrachtet, geht es ja um noch weit mehr:
Die Sicherheit, vor allem für Kinder, erhöht sich dramatisch. Viele Gemeindestraßen sind für radelnde Menschen heute noch teilweise lebensgefährlich. Für jeden in Radwege investierten Euro werden 3–5 Euro im Gesundheitswesen eingespart (IFR-Studie: Wieviel darf der Radverkehr kosten?). Und als Klimaschutzgemeinde müsste Vorchdorf auch der Aspekt wichtig sein, dass jeder Kilometer Weges, den Menschen mit dem Rad statt dem Auto zurücklegen, ökologisch ein Gewinn ist. Das sind nur wenige Beispiele von Dutzenden.
Hier findest du Näheres zu den erwähnten Förderungen: Klimaaktiv Mobil und Kommunalinvestitiionsgesetz