Für Ohlsdorf wird in Vorchdorf aufgeforstet

20. Februar 2022

Das Betriebsbaugebiet Ehrenfeld in Ohlsdorf hat die Wogen hochgehen lassen: Ohne dass es die Öffentlichkeit groß mitbekommen hätte, ist es dem Schotterindiustriellen Hans Asamer gelungen, die sonst bei Veräußerungen sehr zurückhaltenden Österreichischen Bundesforste zum Verkauf von 18 Hektar Wald auf Ohlsdorfer Gemeindegebiet und die Gemeinde Ohlsdorf zu einer Umwidmung zu bewegen. Ein „Ausgleich“ dafür soll u. a. in Vorchdorf geschaffen werden.

Obwohl Ohlsdorf von Amts wegen als „unterbewaldet“ gilt und ein Amtssachverständiger der Bezirkshauptmannschaft Gmunden in einem Gutachten erhöhtes öffentliches Interesse an der Erhaltung des Waldes feststellte, wurde die Umwidmung auf Basis eins gefälligeren Gegengutachtens durchgezogen – mit Billigung des Landes Oberösterreich.

Im Zweifelsfall gegen die Natur

Das hat zwar eine deutliche Verringerung des Bodenverbrauchs als politisches Ziel ausgegeben. Doch so wie immer, wenn es um die Abwägung von Klima- und Naturschutz versus das Versprechen „neuer Arbeitsplätze“ geht, hatte auch diesmal der Wald das Nachsehen. Sehr zur Freude des betagten Hans Asamer, der das umgewidmete Grundstück mit einem konservativ geschätzten Profit von 10 Millionen Euro an einen belgischen Immobilienkonzern weiterverkaufte. Die Aufregung im Landtag „kratzt mich nicht“, ließ Asamer wissen. Dass ihm das Land Oberösterreich zum ökologischen Ausgleich die Aufforstung von 27 Hektar Wald auferlegte, schmälert seinen Profit wohl nicht substanziell. Mit der Aufforstung hat Asamer das Stift Kremsmünster beauftragt, das im Alpenvorland zu den größten Wald- und Grundbesitzern zählt.

Bäume statt Ackerland an der Alm

Eines der Grundstücke, das der kirchliche Forstbetrieb zur Kompensation der bereits erfolgten Rodung in Ohlsdorf ausgewählt hat, liegt in Vorchdorf: Acht Hektar am linken Almufer, die sich hinter der Spedition Trawöger erstrecken. Die entsprechende Umwidmung von Grünland in Sondergrünland ist seit der letzten Vorchdorfer Gemeinderatssitzung bereits beschlossene Sache.

Dass für 18 Hektar gerodeten Wald insgesamt 27 Hektar neu anlegt werden müssen, wirkt auf den ersten Blick und am Papier überzeugend. In Vorchdorf fällt der Aufforstung allerdings Ackerland zum Opfer, auf dem bisher Mais und Getreide angebaut wurde. Ackerland, das erstens selbst ein hervorragender CO2-Speicher ist. Und zweitens für die Ernährungssouveränität des Landes dringend gebraucht wird. Die Österreichische Hagelversicherung hat bereits mehrfach eindringlich davor gewarnt, dass Österreich wegen seiner exzessiven Bodenversiegelung in absehbarer Zeit von Lebensmittelimporten abhängig sein wird.

Ob die Aufforstung etwas hervorbringen wird, was den Namen „Wald“ auch verdient – also ökologisch reichhaltigen und hochwertigen Lebensraum –, bleibt abzuwarten. Es wäre keine Überraschung, enstünde dort nicht eine weitere Baumplantage für eine möglichst rasche holz- oder energiewirtschaftliche Nutzung.

Keine Kompensation für Bodenversiegelung

Mit der Aufforstung in Vorchdorf entsteht also neuer Wald, aber auf Kosten der Landwirtschaft. Kompensation für die Bodenversiegelung in Ohlsdorf ist das schon gar keine: Die wäre nur gegeben, wenn mindestens 18 Hektar sinnlos versiegelter Boden wie etwa die Parkplatzwüste vor der alten Vorchdorfer Billa-Filiale entsiegelt und rekultiviert würden.

Zuguterletzt wirft der große Deal in Ohlsdorf ein trübes Licht auf die „interkommunale Betriebsansiedelung“. Denn das INKOBA-Versprechen im Fall des riesigen neuen Betriebsbaugebietes in Feldham – bei dessen Ausbaggerung reichlich Schotter anfällt – lautete ja, dass dadurch keine weiteren Gewerbegebiete entstehen würden. Auf der INKOBA-Website, auf der sich seit knapp einem Jahr nichts mehr getan hat – die letzten Erfolgsmeldungen aus dem Frühjahr 2021 feiern die Feldhamer Bauprojekte von Meyer Logistik und Fanuc ab – ist unter dem Menüpunkt „Angebote“ jedenfalls auch ein Eintrag für „4694 Ohlsdorf“ zu finden: Wer draufklickt, erlebt eine kleine Überraschung: Einen 404-Error mit dem schönen Text „Diese Seite ist eine Baustelle. Es tut uns leid, aber hier gibt es nichts zu sehen.“

5 Gedanken zu „Für Ohlsdorf wird in Vorchdorf aufgeforstet

  1. Franz Steinhaeusler

    Der Artikel ist schon älter, aber meine Frage ist:
    Weiss jemand um den aktuellen Stand bzgl. der Kompensationsaufforstung in Vorchdorf, verursacht durch den Kahlschlag in Ohlsdorf durch Asamer?

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  2. Franz Spießberger

    Ergänzen sollte man noch, dass das Stift Kremsmünster auch am südlichen Ortsrand von Vorchdorf sogenannte Ersatzaufforstungen (Verschlimmbesserungsmaßnahmen) durchführen wird.
    Betroffen sind die Parzellen 422 und 428/1 – beide KG Eggenberg.

    Dadurch wird sich möglicherweise in Zukunft der Blick vom Ortszentrum aus Richtung Alpen bzw. Traunstein etwas schwierig gestalten.

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  3. Franz Steinhaeusler

    Seht guter Beittag. Über die ausufernde Flächenversiegelung der letzten 20 Jahre kann ich auch nur mehr den Kopf schütteln. Keine Wertschätzung mehr für Ackerböden und Wald. Ja, es ist eine Schande, dass wir uns aufgrund von übertriebener Bodenversiegelung/Bodenvernichtung, aufgrund von Geld- und Profitgier bald nicht mehr mit Nahrungsmitteln selbst versorgen können und Importe vom Ausland beziehen müssen.

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  4. Ingrid Ohler

    Zur Aufforstung : Acht Hektar am linken Almufer, die sich hinter der Spedition Trawöger erstrecken.

    Nur zur Info: Die Spedition Trawöger GmbH ist schon vor Jahren nach Eberstalzell übersiedelt und hat in Vorchdorf keinen Firmenstandort mehr.

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