3. Juli 2022
Die Hitze im vergangenen Juni ist kein Ausrutscher, sondern laut Meteorologen der Wiener ZAMG Symptom einer stabilen Entwicklung zum Schlimmeren – dass es immer mehr Tage mit 30 Grad und mehr gibt, merken auch schon junge, fitte Menschen buchstäblich am eigenen Leib. In Vorchdorf hält man das noch besser aus als in der Großstadt. Doch alarmierende Meldungen über die Hitzefolgen sollten auch hier Signal zum Handeln sein.
An Hitze zu sterben, ist inzwischen wahrscheinlicher als im Straßenverkehr, berichtete die deutsche „Zeit“ kürzlich. Das gilt laut Oö. Ärztekammer auch für Österreich. Dabei ist noch eine hohe Dunkelziffer im Spiel. Denn viele Hitzeopfer sind alt oder leiden an Krankheiten, die sie anfälliger machen; oft werden sie dann nicht mitgezählt. Auch das Vorchdorfer Rote Kreuz registriert bisher keine auffällige Häufung von Einsätzen im Zusammenhang mit extrem hohen Temperaturen.
Das liegt zum einen daran, dass bei gut 8000 Einwohner*innen der Anteil an Hitzeopfern statistisch noch nicht ins Gewicht fallen wird. Zum anderen sind große Teile des Ortes entweder nicht oder nur relativ unverdichtet bebaut. Dennoch machen auch hier in praller Sonne asphaltierte Flächen, Gebäude, selbst kurzgeschorene Rasenflächen einen deutlichen Unterschied aus. Das merkt schon, wer vom Gastgarten des Café Zwirn über der Laudach aufsteht und zum wenige Meter entfernten Schlossplatz geht – ganz zu schweigen von geschätzt 10 Grad weniger von dort wiederum bis zu Wohngebäuden in waldiger Umgebung in Moos.
Die Hitze steckt im Detail
Ein Beispiel: Die „Wohnwelt Bergern“ mit über 50 Wohnungen am südöstlichen Rand des Ortskerns direkt bei der Umfahrung gelegen, bietet durch die erhöhte Lage und die teils grüne Umgebung eigentlich ein günstiges Kleinklima. Weiße Fassaden, farblich helle Flachdächer und weit vorgezogene Balkonabdeckungen wirken einem Aufheizen der Wohnungen entgegen. Verschenkt hat man einen Teil dieses Effekts aber durch zwei unnötige „Hitzespender“.
Im Osten des Gebäudes wurde eine großzügige Fläche vor den Garagen durchgehend asphaltiert, und nach Westen wurde ( siehe Foto) der Hang zur Laudach hin – wohl zwecks ungehinderter Aussicht – abgeholzt. Beide Bereiche speichern an langen Sonnentagen große Mengen Wärme, die bis in die Nacht hinein an die Luft in der Umgebung der Gebäude abgegeben wird. Immerhin soll nach einer Bestimmung der Forstbehörde die Hangbewaldung zukünftig wieder aufkommen, was aber an der Kurzsichtigkeit der Fällungen nichts ändert.
Einen Vergleich in nächster Nähe bietet die im Bau befindliche Wohnanlage auf dem Gelände des ehemaligen Lagerhauses: teils Stellflächen mit Rasensteinen und begrünte Garagendächer, aber dennoch nicht gerade sparsame Asphaltflächen. Die vor der Neugestaltung deutlich schattigere Bahnhofstraße ist ein weiterer buchstäblicher Hotspot, ebenso die üppig dimensionierte Parkplatzfläche und Abbiegelösung für den neuen Billa/Bipa-Markt.
Bedrohlich können aber auch ganz unauffällige Situationen sein: Wenn z. B. ein eingeschränkt beweglicher Mensch mit angegriffener Gesundheit in einer südseitigen Wohnung ohne Durchlüftungsmöglichkeit lebt, und das kaum wärmegedämmte Haus hat eine dunkle Eternitschindel-Fassade, so gibt es dort schlicht kein Entrinnen vor dem Hitzestau, wenn die Sonne von früh bis spät scheint.
Kühlung ist meist keine Raketenwissenschaft
Noch herrscht in Vorchdorf nicht der Notstand. Aber schon mit einigen der einfacheren Maßnahmen gegen Hitze schlägt man ja mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die Begrünung von Verkehrs-, Bewegungs- und Freiflächen sowie von Fassaden ist meistens eine Verschönerung und unterstützt den Artenschutz. Die Vermeidung und der Rückbau von Bodenversiegelung beugt auch Hochwasser-Ereignissen vor und erhält den Grundwasserspiegel.
Informationen dazu und auch über technisch anspruchsvollere Konzepte, um die Lebensqualität auch bei zunehmenden Hitzeperioden halbwegs zu erhalten, sind z. B. bei der gerade beendeten Internationalen Bauausstellung in Wien vorgestellt worden.
Wie Bürger-Workshops Lösungen erarbeiten und was dann passiert, schildert anschaulich ein Artikel der RiffReporter.
In der Gemeinde kann sofort an verschiedensten Punkten gleichzeitig begonnen werden. Die für Planung, Straßenbau und Umwelt zuständigen Ausschüsse des Gemeinderates können alle Vorhaben auf Klima- und Hitzeschutz hin scannen. Haus- und Grundeigentümer sind gefragt, bei der Gestaltung ihrer Gebäude und Flächen mitzudenken, und jede und jeder Einzelne kann mit offenen Augen durch den Ort gehen und aufmerksam machen, wenn „Hotspots“ Handlungsbedarf erkennen lassen – gerne auch hier in einem Kommentar.
Derweil gibt es für Betroffene aber noch die Notwendigkeit, auch unter ungünstigen Bedingungen so gut es geht Vorkehrungen gegen gesundheitliche Hitzefolgen zu treffen, wie sie die Ärztekammer empfiehlt.
Ich bekomme so einen Hass auf die Leute, vorzugsweise ÖVP-Betonköpfe, auf diese Entscheidungsträger, deren Lösung für vieles im Umschneiden, Plattmachen, Flächenversiegelung und Bodenvernichtung liegt von grösseren Flächen mit Bäumen. Diese Waldmörder und Ackerflächen/Wiesenzerstörer/Zersiedeler, Betonwüstenbauer werden auch einmal draufkommen, dass man Geld nicht essen kann.
Ich frage mich, warum man beim DM, Libro (wo es so heiß ist, dass man nicht gerne einkauft),… keine Bäume in die freien Flächen beim Parkplatz setzt????? Würde die Geschäfte und die Autos nicht so aufheizen, wenn schöne Linden, Birken… dort gesetzt würden. Wozu diese Flächen verschwenden?????
Volle Zustimmung, Frau Eisenführer. Jeder Baum ist wichtig und gut. Aber der Sinn für Kreativiät ubd Ästhetik ist ja in Vorchdorf nicht groß vorhanden. Ich würde so viel wie möglich bepflanzen als Alternative zu Betonwüste. Warum konnte man die Gebäude der SMile nicht auch mehrstöckig mit Rolltreppen bauen und Tiefgaragen bauen? Vertikal in die Höhe bauen spart Platz, weniger Flächenversiegelung notwendig, d.h. man bringt mehr Geschäfte auf einem Ort unter. Auf einem Flachdach könnte man auch noch begrünen. Wahrscheinlich zu viel Arbeit, zu bequem dafür, ist denen zu teuer.