Archiv für den Monat: April 2021

„Bauen bedeutet immer noch Prestige“

Kommentar von Florian Sedmak
Vorchdorf, 5. April 2021

Ohne weitere Worte ein schön formuliertes Fundstück aus dem  Text „Acker versus Amazon“ von Gerlinde Pölsler über fortschreitenden Flächenverbrauch durch Gewerbegebiete & Co, der am 24. Februar 2021 in der Wochenzeitung Falter erschienen ist: „Arbeitsplätze zu schaffen steht ganz oben auf der To-do-Liste von Politikern. Die vielen Fotos von Bürgermeistern und Landesrätinnen beim Spatenstich zeigen: Bauen bedeutet immer noch Prestige. Und die Kommunalsteuer als eine der wenigen Steuern, die die Gemeinden direkt einheben können, verleitet die Ortschefs dazu, noch den ärgsten Platzfressern ihren Segen zu geben. Selbst wenn die Nachbargemeinden dann unter noch mehr Verkehr, Abwanderung und dem Aussterben der Ortskerne leiden.“

Hugo Portisch – wir greifen mal ganz hoch

Portisch: Wahrheit als Waffe

Vorchdorf, 4. April 2021

Das ist ein Bildnachtrag zum Kommentar „Wenn es falsch ist, dann ist es falsch, verdammt!“ Das Zitat des gerade verstorbenen Portisch soll unsererseits selbstverständlich keine Kriegserklärung sein. Wenn wir uns der Wahrheit verschreiben – im buchstäblichen Sinn verschreiben, dann wird das allerdings ganz von selbst zur Waffe. Einer geistigen Waffe. Und zwar immer da, wo die Wahrheit unter der Decke gehalten werden soll.

Nun sind wir weder Wiki Leaks noch haben wir einen Hugo Portisch. Aber das Prinzip ist dasselbe. Portischs „Check, re-check, double-check“ gilt für uns ebenso wie sein Grundsatz, den Mächtigen (haben wir die hier?) gegenüber unerschrocken und zugleich fair zu sein. Portisch war einer, der „ein Interview nicht als Verhör verstanden hat, einen Kommentar nicht als Inquisitionsbericht – und ein Medium nicht als modernen Pranger. Und er hat darauf geachtet, dass wir die schwierigen Prozesse der politischen Willensbildung in der Demokratie nicht als ‚Zank‘ oder ‚Streiterei‘ verunglimpfen – und einen Konsens nicht als ‚Kuschelei'“, so Furche-Herausgeber Heinz Nussbaumer bei der Laudatio, als Portisch für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Das sind exzellente Leitlinien.

 

Am Hotelbalkon

Kommentar von Florian Sedmak
(Zu diesem Kommentar gibt es eine Klarstellung der Redaktion.)
Vorchdorf, 3. April 2021

Nichts Genaues weiß man vorerst zum geplanten Hotel im Vorchdorfer Freibad. Und das regt ja die Fantasie und die Gerüchtebildung an wie nichts sonst. Geben wir uns also einmal in aller Unschuld der Vorstellung eines Aufenthaltes im projektierten Businesshotel für die internationalen Geschäftspartner von Miba & Co vor: Ab sechs Uhr in der Früh fahren da beim Schlachthof Pöll die Bauern mit den todgeweihten Schweinen vor. Das wird man bei geschlossenen Fenstern vermutlich gar nicht oder nur leise hören. Doch wenn man nach dem Aufstehen auf den Balkon tritt, wird man nicht umhin kommen, die Todesschreie des Schlachtviehs zu vernehmen. Ob das der Sound ist, mit dem man in den Geschäfts- oder Urlaubstag starten will? Falls das Frühstücksbuffet lokal sein sollte, wäre dann wenigstens gleich die Frage nach er Herkunft geklärt.

Frischer Schlachtgeruch

Mit der Frischluft ist es am Balkon mitunter auch nicht so weit her, wie alle wissen, die den unverkennbaren Mischgeruch von Blut, Kot und Eingeweiden rund um den Schlachthof schon einmal in der Nase gehabt haben. Der Versuch, die Firma Pöll zu einer Übersiedelung zu bewegen, soll einem Gerücht nach übrigens vorerst gescheitert sein. Zurück zur akustischen Kulisse: Die kann in einem Freibad einen Schallpegel erreichen, bei dem man am Arbeitsplatz bereits zwingend einen Gehörschutz zu tragen hätte. Nicht zu vergessen das durchdringende Zischen, wenn der Gasbehälter an der Schlachthofrückseite getauscht wird. Aber egal, untertags hält sich sowieso niemand in seinem Zimmer auf. Bleibt noch der Ausblick auf die schmucken Lawog-Häuser und die Schutthaufen am Eck der Billa-Ruine. Man darf gespannt sein auf die Bewertungen auf TripAdvisor und anderen Rating-Portalen.

Business am Pool

Vorchdorf, 2. April 2021

Noch ist das Hotel im Freibad nicht gebaut, hat es schon zwei Verwandlungen hinter sich. Ursprünglich in Form eines Businesshotels als Vorchdorfs infrastruktureller Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr 2024 geplant, ist die geplante Absteige für Geschäftsreisende zwischenzeitig zum „Poolhotel“ mutiert. Daraus ist mittlerweile ein Sport- und Kulturhotel geworden. Anrainer haben von bereits von einem ambitionierten Folgeprojekt erfahren: Angeblich sollen die nahen Tennisplätze unter das Dach einer weiteren Ballsporthalle in Vorchdorf wandern – damit TennisspielerInnen und -vereine ihre Trainingslager nach Vorchdorf verlagern.

Ein Hotel und viele Fragen

Vorchdorf, 1. April 2021

Wohl nicht zuletzt aufgrund der defensiven Informationspolitik des Hotelprojektbetreibers Marktgemeinde Vorchdorf stehen viele Fragen dazu im Raum.

* Wie realistisch ist die ausreichende Auslastung eines 100-Zimmer-Hotels in Vorchdorf wirklich?
* Wie attraktiv ist ein Standort unmittelbar neben einem Schlachthof und einer Bauruine (der ehemaligen Billa-Filiale)?
* Warum wird ein Hotelgroßprojekt ausgerechnet in einer Zeit betrieben, in der die österreichische Hotelbranche insgesamt in ihrer Existenz gefährdet scheint und massive Zweifel bestehen, dass Geschäftsreisen im Zeitalter der Videokonferenzen jemals wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen? Weiterlesen

Wieviel Betten braucht das Dorf?

Vorchdorf, 1. April 2021

Mit dem geplanten „Boarding House“ in der Bahnhofstraße und dem 100-Zimmer-Hotel auf dem Freibadgelände steigt die jährliche Nächtigungskapazität von Vorchdorf: Um mehr als 45.000. Weiterlesen