31. Dezember 2022
Der INVO.report blickt mit großer Zufriedenheit zurück auf sein erstes volles Kalenderjahr nach der Gründung im März 2021. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist, dass die Redaktion zugleich auch einem Teil der Ergebnisse ihrer Arbeit ein fettes „Nicht genügend“ attestiert. Hier kommt die ganze Bilanz.
Die gute Nachricht ist: Es gibt uns noch. Das ist nicht selbstverständlich. Wir arbeiten komplett ehrenamtlich, ohne jede finanzielle Förderung und mit einfachsten Mitteln. Aber unsere Artikel werden gelesen! Die schlechte Nachricht betrifft eine tiefe Diskrepanz zwischen unserem eigenen Selbstverständnis und dem Bild von uns, das vor allem manche Verantwortliche in der Gemeindepolitik hegen. Hier beißt sich seit geraumer Zeit eine Katze in den Schwanz, die nicht recht zur Vernunft zu bringen ist. Dass Katzen das so an sich haben, ist dabei kein wirklicher Trost. Doch der Reihe nach!
Champagner auf unsere Leserinnen und Leser!
Zahlen können schon ordentlich motivieren. Denn wir hätten wohl lange vor dem letzten, genau 300. Artikel kapituliert, wenn nicht immer wieder erstaunlich hohe Zugriffszahlen uns bestätigen würden, dass wir einen Nerv in Vorchdorf getroffen haben. Daneben gab es bedauerliche Rohrkrepierer, in denen aber genauso Herzblut und Hirnschmalz steckte – das gehört zum Journalismus dazu.
Hier die Top 10 des Jahres 2022 nach Seitenaufrufen:
- Wasserversorgung in der Haresau: 1526
- Ukraine – Vorchdorf hilft: 1402
- Vorchdorfer Sommergespräch mit Harald Agostini: 1370
- SPÖ verlässt demonstrativ die Gemeinderatssitzung: 1326
- Gemeinderat im Juli kommt erstmals als Livestream: 1238
- Editorial (unser allererster Beitrag, offenbar ein Evergreen): 1106
- Muss der Autobahn-Kreisverkehr wieder weg? 1094
- Chaos in der Post-Zustellbasis: 1086
- Alfred E. Neumanns Offener Brief an den Bürgermeister: 1060
- „Hier wendet sich der Gast mit Grausen“ (Kommentar zur Gemeinderatssitzung): 1046
Update: Mit 31. Dezember hat sich diese Hitliste geringfügig verschoben. In die Top 10 hochgearbeitet hat sich der letzte Beitrag über das „1-Euro-Grundstück“ (1062); die bisherige Nr. 10 ist dafür herausgefallen.
Nicht mitgezählt sind in der Liste die über 79.000 Aufrufe der Startseite – das entspricht alleine 218 pro Tag und zeigt, dass viele Interessierte unsere Website „auf Verdacht“ ansteuern, um zu sehen, was es Neues gibt. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil es keine regelmäßige Werbung für den INVO.report gibt, sondern bloß Hinweise auf einzelne Artikel in unserem Newsletter und auf der Facebookseite.
Ebenfallls „außer Konkurrenz“ laufen die 2416 Aufrufe unserer Seite über das Redaktionsteam des INVO.report. Welche Personen hinter unseren Beiträgen stecken, ist offenbar ein echter Interessenschwerpunkt in Vorchdorf.
Wir sind gut da. Aber sind wir auch gut?
Erfreuliche Zahlen stärken quasi unsere Aktie. Fast 160.000 Zugriffe im Jahr, d. h. im Durchschnitt 438 pro Tag – das ist als Reichweite in Vorchdorf nicht schlecht. Dabei muss man berücksichtigen: Wir kommen ja nicht wie Gratiszeitungen von allein in jeden Haushalt, sondern alle, die unsere Seiten aufrufen, tun das in voller Absicht. Die Reichweite darf man auch nicht auf die Einwohnerzahl von gut 7600 umrechnen, eher vielleicht auf die 6000 Wahlberechtigten für die Kommunalwahlen. Alles in allem wäre natürlich trotzdem bei der Reichweite noch Luft nach oben, aber wir wollen ja auch nicht mit „Blut und Busen“, Gewinnspielen, Kätzchenbildern und schäbigen Schlagzeilen um Marktanteile rittern.
Aufschlussreich: Nur vier unserer „Top 10“-Artikel kreisen direkt um die Gemeinde(partei)politik. Bei der Mehrzahl geht es eher um Themen, die das unmittelbare Alltagsleben der Vorchdorfer:innen betreffen. Wir widmen uns diesen Bereichen sehr gerne – sind aber natürlich auf entsprechende Hinweise dazu angewiesen. (Das war jetzt ein Appell!)
Die Anerkennung für unsere Arbeit ist durchwachsen. In Gesprächen und Zuschriften hören wir ganz überwiegend, es sei gut, dass es den INVO.report gibt, auch einzelne Artikel erfahren immer wieder ausdrückliches Lob. Das freut uns umso mehr, als derartige Rückmeldungen auch von Menschen kommen, die die Gemeindepolitik „von innen“ kennen.
Ärgerlich ist für uns dagegen besonders der Reflex, den INVO.report in die Schublade „Sprachrohr der Liste Vorchdorf (LV)“ zu stecken, nur weil es gleiche Themen gibt und weil LV-Mitglieder unsere Beiträge sehr oft kommentieren – wobei Unterschiede in der Beurteilung der betreffenden Themen ebenso geflissentlich ignoriert werden wie Kritik unsererseits an der LV.
Unzufrieden sind wir auch damit, dass immer wieder im Raum steht, wir würden Vorchdorf, den Gemeinderat oder was auch immer „schlechtmachen“. Dieser bequeme Vorwurf erledigt sich aber von selbst, wenn dabei nicht auf den Tisch kommt, was an einem kritischen Beitrag denn unberechtigt gewesen sein soll. Und erst recht erledigt der Vorwurf sich, wenn zugleich unsere wiederholten Appelle – vor allem an den Bürgermeister – ignoriert werden, uns erfreuliche Informationen zukommen zu lassen.
Ein objektiver Blick über die Artikel dieses Jahres hinweg ergibt im Übrigen, dass wir uns redlich bemüht haben, auch „gute“ Nachrichten zu allen erdenklichen Themen zu veröffentlichen. Das werden wir auch weiterhin tun, und auch hierzu sind Hinweise jederzeit willkommen!
Jetzt wird’s persönlich
Die individuellen Erfahrungen einzelner Redaktionsmitglieder würden den Umfang dieses Artikels sprengen. Sie stehen daher auf den folgenden gesonderten Seiten, einschließlich des Rückblicks unseres Kolumnisten Alfred E. Neumann, der zu unserem großen Bedauern aus privaten und beruflichen Gründen mit Ende des Jahres seine Mitarbeit beendet. Für seine unzähligen Stunden engagierten Einsatzes sagt die Redaktion herzlichsten Dank!
In alphabetischer Reihenfolge:
Andrea Hahn ||| Alfred E. Neumann ||| Inge Nussbaumer ||| Michaela Ohler ||| Michael Praschma ||| Susi Windischbauer
Bezogen auf die Rückblicke der Redaktion:
So wie allen Ehrenamtlichen ein Danke für ihre Arbeit gebührt, so gebührt dies auch jenen, die viele Stunden ihrer Freizeit damit verwenden, Informationen für die Bevölkerung gehaltvoll und doch verständlich zu formulieren.
Österreich ist das letzte Land in Europa, das am Amtsgeheimnis festhält, nirgendwo sonst gibt es das noch. Menschen, die auf Seiten der Transparenz stehen, sind dadurch umso wichtiger.
In diesem Sinne möchte ich insbesondere Danke für die vielen Stunden an Arbeit, die die Artikel und die zahlreichen M.a.Ds in Anspruch genommen haben, sagen.
Wer bei Kritik reflexartig, wie manche Politiker, in Beißhaltung verfällt, stellt im Grunde nur seine Denke zur Schau. Fehler sind menschlich. Wer glaubt, über den Dingen zu stehen, belügt sich selbst und seine Umgebung. Stichwort: „Alles richtig gemacht“.
Der Gemeinderat müsste eigentlich froh sein über eine unabhängige Medienplattform. Informierte Menschen sind zufriedener. Wenn sie in Entscheidungen aber nicht eingebunden werden oder immer nur gewisse Personen mit Grundstücken, Genehmigungen und Gutachten bevorteilt werden, ist Frust legitim.
Wenn z. B. auf die Idee einer Bürgerbefragung/Beteiligung die Antwort kommt: „Aber da wissen wir nicht, was rauskommt“, weiß man, welch Geistes Kind die Person ist.